Quartier WIR gewinnt Bundespreis UMWELT & BAUEN
- Bundesumweltministerium und Bundesumweltamt zeichnen Berlins größtes Holzbau-Wohnquartier mit dem Bundespreis UMWELT & BAUEN aus
- Als sozial gemischte Stadt programmiert, ermöglicht das urbane Quartier in Berlin-Weißensee vielfältige Lebens- und Nutzungsformen
Berlin, 29. September 2020 – Erstmalig loben das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt (UBA) in diesem Jahr den „Bundespreis UMWELT & BAUEN“ aus und schon geht einer der vier Hauptpreise an das Quartier WIR in Berlin-Weißensee: Das vom Berliner Projektentwickler UTB Projektmanagement GmbH initiierte und realisierte Wohnprojekt siegt in der Kategorie „Quartiere“. Die aus fünf Mehrfamilienhäusern bestehende kleine Siedlung überzeugte die Jury durch den gemeinschaftlichen Planungsprozess, die Integration unterschiedlicher sozialer Gemeinschaften, eine positive Ökobilanz durch den Holzbau und den KfW-40-Standard sowie die Maßnahmen zur Luftqualität.
„Wir freuen uns sehr, dass der Kerngedanke der UTB-DNA in Weißensee für nachhaltige Stadtentwicklung durch sozial-, kulturell- und funktionsgemischte urbane Quartiere Anerkennung findet“, freut sich Thomas Bestgen, Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter der UTB Projektmanagement GmbH. „Damit geben wir uns jedoch nicht zufrieden, denn unsere Quartiere müssen auch hohen ökologischen und architektonischen Ansprüchen genügen und gleichsam bezahlbaren Wohnraum bieten.“
Berlins größtes Holzbau-Wohnprojekt besteht aus 160 Wohneinheiten, die auf einem rund 7.000 Quadratmeter großen Grundstück in ruhiger und baumreicher Lage auf der Erweiterungsfläche eines jüdischen Friedhofs neu errichtet wurden. Das Quartier mit seinen fünf Gebäuden zeichnet sich durch einen lebendigen Mix an barrierearmen Wohnungstypologien für Familien, Singles, Jung und Alt aus. Während UTB ein Gebäude mit 38 Eigentumswohnungen realisierte, ermöglichen die anderen vier für die „BeGeno16 – Besser Genossenschaftlich Wohnen von 2016 eG“ entwickelten Häuser genossenschaftliches Wohnen in ganz unterschiedlichen Wohnformen. Durch die Kooperation mit sozialen Trägern sind einige Wohngemeinschaften in sogenannten Clusterwohnungen für Kinder- und Jugendliche sowie Demenzerkrankte entstanden. Darüber hinaus bieten sechs Wohnungen Flüchtlingen eine neue Heimat, die dank privater Patenschaften für Genossenschaftsanteile zu sozialverträglichen Mieten zur Verfügung gestellt werden konnten. Beteiligungsformate vor Planungsbeginn warben für die Akzeptanz des neuen Quartiers in der Nachbarschaft und stellten sicher, dass zukünftige Bewohner und Bewohnerinnen ihre Ideen frühzeitig einbringen konnten.
Von den Gemeinschaftsflächen im öffentlichen Raum profitieren nicht nur die Menschen im Quartier, sondern auch die direkte Nachbarschaft durch Kita, Ausbildungsrestaurant und Lernschwimmbad mit angeschlossener Physiotherapie. Ausschließlich den Menschen im Quartier zugänglich sind zwei große Dachterrassen, ein Gemeinschaftsraum, ein Multifunktionsraum und eine Werkstatt. Zwei Tiefgaragen, eine davon mit zehn Ladesäulen für Elektrofahrzeuge, zwei Fahrradgaragen für insgesamt 180 Fahrräder, ein großer Spielplatz, Trinkwasserstelle im Außenbereich, offene Privatgärten sowie eine Durchwegung und Plätze ohne Autoverkehr bieten den Bewohnern und Bewohnerinnen eine hohe Wohnqualität. Davon profitieren ebenfalls sechs soziale Träger, die heute gesichertes Wohnen für Menschen mit Betreuungsbedarf in den verschiedenen Häusern anbieten.
Der Projektentwicklung ging ein Planungswettbewerb voraus, den Deimel Oelschläger Architekten aus Berlin mit einer Belobigung für sich verbuchen konnten. So schlugen sie Holz als Hauptbaustoff vor, der 70 Prozent der Konstruktion ausmacht. „Der Holzanteil im Quartier WIR beträgt rund 5.000 m. und entzieht somit der Atmosphäre knapp 3.500 Tonnen CO2. Der nachwachsende Rohstoff Holz hat viele ökologische Vorteile und leistet so einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz“, bestätigt Christoph Deimel.
Die Vier- und Fünfgeschosser entstanden in Holzhybridbauweise: Keller und Treppenhäuser bestehen aus Beton, während konstruktive Bauteile wie Wände, Stützen, Decken und Träger in Holzbauweise, vielfach sichtbar und unbehandelt, ausgeführt wurden. Das verbaute Holz wurde von der Firma Binderholz in Österreich geliefert und stammt aus Zentraleuropa, der Holzbau, Dachdeckerarbeiten sowie die Fenster und Türen kommen vom Unternehmen Terhalle im Münsterland. Die Landschaftsarchitekten gruppeF sorgten für eine extensive Begrünung der Hausdächer. Alle Gebäude entsprechen dem Standard KfW- Effizienzhaus 40: Sie verbrauchen rund 60 % weniger Energie als vergleichbare Neubauten und erreichen nahezu die Werte eines Passivhauses.
Der Bundespreis UMWELT & BAUEN richtet sich an alle Akteure der Bauwirtschaft, darunter Bauherren, Bauträger, Architekten, Stadt- und Landschaftsplaner, die sich dem nachhaltigen Bauen unter hoher architektonischer Qualität verschrieben haben und zeichnet beispielhafte Projekte aus. Video der Preisverleihung: Video-Link